„LOVE AND FEAR“ | Nachbericht

Die Sommerarbeitsphase 2022 des LandesJugendChors Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Inessa Bodyako | Ein Nachbericht von Björn Rodday

„Ostwind“, so lautet das Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz für das Jahr 2022. Als wir im Sommer 2021 das Programm planten, war die Intention, eine kulturelle Brücke nach Osteuropa zu bauen – durch die Zusammenarbeit mit Inessa Bodyako und einem russisch-belarussischen Chorprogramm konkret in den Belarus.
Ein halbes Jahr später begann der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und unser Konzertprojekt stand plötzlich unter komplett anderen Vorzeichen. Gleichzeitig waren wir mit vorher undenkbaren Fragen konfrontiert: Dürfen wir russische und belarussische Werke überhaupt aufführen? Darf die Chorleiterin ihr Land verlassen, und falls ja, bekommt sie ein Visum für die EU? Müssen wir das ganze Projekt absagen?

Mittlerweile sind die letzten Töne der 124. AP verklungen, und ich bin außerordentlich froh, dass wir diese Arbeitsphase sehr erfolgreich zu Ende bringen konnten. Hinter uns liegen zwei großartige Konzerte in Contwig und Treis, einmal als Eröffungskonzert des Festivals Euroclassic, zum anderen im Rahmen des Mosel Musikfestivals. Beiden Festivals möchte ich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich für Ihr Vertrauen und Ihr Engagement danken!

Das Programm „LOVE AND FEAR“ erfuhr, ausgehend vom Ursprungskonzept, eine Erweiterung und umfasste Werke u.a. ukrainischer, belarussischer, russischer Komponist:innen. In der Probenphase legte Inessa Bodyako dabei großen Wert auf eine korrekte Aussprache der verschiedenen Sprachen, was für unsere Chorist:innen ein gutes Stück an Arbeit bedeutete. In einem konzeptionell sehr durchdachten Spannungsbogen führte das Programm durch eine Vielzahl von Klängen, Themen und Impressionen, wobei die meisten A-cappella-Werke den Zuhörer:innen wohl gänzlich neu gewesen waren. Wir verzichteten bewusst auf abgedruckte Übersetzungen im Programmheft, stattdessen gaben wir den Texten ein besonderes Gewicht, indem sie im Konzert vor dem jeweiligen Stück von verschiedenen Sänger:innen vorgetragen wurden.

Neben der musikalischen Arbeit bauten wir während der Probenphase auch uns weiteres Förderprogramm für die Chorist:innen weiter aus. Als feste Betreuerin und Dozentin begleitete den LJC Petra Pusinelli, die als Musikerin und Psychologin eine wertvolle Doppelfunktion innehat. Bei ihr erhielten die Sänger:innen Gehörbildung und Musiktheorie im Einzelunterricht. Alle Teilnehmenden erhielten zudem mehrere Einheiten Einzelgesangsunterricht. Dozent war hier Bassbariton Andreas Drescher, der den LJC auch bereits im März betreute. Als drittes Fach konnten wir wieder „Stimm-, Körper- und Atemtraining“ unter der Leitung von Miriam Leuther anbieten, die im Einzel- und Gruppenunterricht den Chor begleitete. Natürlich profitiert eine solch gebündelte Probenarbeit auch vom Angebot an Registerproben und Korrepetition. Hier konnten wir erfreulicherweise erneut Julian Mörth als Dozent gewinnen.

Nicht unerwähnt sollte an dieser Stelle das hervorragende Engagement des Chores bleiben. Trotzdem wir in einer echten Kammerbesetzung sangen und nur wenige Tage zur Einstudierung hatten, hat das Ensemble eine herausragende musikalische Leistung auf die Bühne gebracht! Mit im Chor war das erste Mal auch unser aktuell jüngster Sänger, der erst vor zwei Monaten in Prüm vorgesungen hatte und mit 13 Jahren wohl mit Abstand unser jugendlichster Bariton ist. Es war außerordentlich schön zu beobachten, wie die verschiedenen „Generationen“ an Sänger:innen harmonierten und zu einer kleinen Familie wurden.

Unsere nächste Arbeitsphase startet im Oktober als Kooperation mit dem LandesJugendOrchester Rheinland-Pfalz und dem Philharmonischen Staatsorchester Mainz unter der Leitung von Hermann Bäumer. Die Einstudierung des LJC wird Julian Mörth übernehmen.

Presse

Vorbericht Rheinpfalz | 23.08.22
Pfälzischer Merkur | 29.08.22
Rheinpfalz | 29.08.22
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