Projektbericht 1. Jubiläumsphase 40 Jahre LandesJugendChor Rheinland-Pfalz

Konzeption und Planung

Als im Frühjahr 2022 die Arbeitsphasen aller LandesJugendEnsembles abgesagt werden mussten, war das Entsetzen groß gewesen! Erneut hatte die Pandemie einen Strich durch die wichtige musikalische Nachwuchsarbeit gemacht. Der LandesJugendChor konnte damals immerhin noch ein Benefizkonzert für die Ukraine verbuchen, welches am Ende des ersten Probenwochenendes in St. Martin in Engers vor vollem Haus auf die Bühne gebracht wurde. Andere Ensembles sind gar nicht mehr zu Proben angereist.
Als Konsequenz aus der kollektiven Absage im April 2022 beschloss der LJC, aus der Not eine Tugend zu machen, das ursprünglich geplante Programm zu entzerren, in zwei Arbeitsphasen aufzusplitten und in dieses Jahr zu verschieben.
Den ersten Teil dieses Jubiläums bildete die Pfingst-Arbeitsphase unter der Leitung von Frank Schaab. Konzipiert war diese sowohl als Nachwuchs-Einarbeitung als auch als ein Treffen der Generationen. Probenort war einmal mehr die wunderbare Umgebung der Jugendherberge Kaub (im Welterbe Oberes Mittelrheintal) und es war sehr erfreulich, dass sich am Ende 50 Chorist:innen angemeldet haben. Die Probenarbeit begann am 27. Mai 2023 und mündete in ein Abschlusskonzert in Engers. Die Wahl des Konzertortes drückte bewusst auch die besondere Verbundenheit zwischen den LandesJugendEnsembles und der Landesmusikakademie Rheinland-Pfalz aus.

Künstlerisch

Es freute uns sehr, dass mit Frank Schaab ein sehr erfahrener und etablierter Chorleiter gewonnen werden konnte. Frank war bereits 2021 bei der Jazz-Arbeitsphase „Verley uns Frieden“ sehr kurzfristig für die Einstudierung eingesprungen und hatte damals einen entscheidenden Beitrag für das Gelingen des Projekts geleistet.
Im Rahmen dieser Jubiläums-AP schloss sich diese Klammer nun besonders positiv, da Frank ebenfalls ein Alumnus des LJC ist, der viele Jahre in diesem Ensemble selbst Mitglied war.
Unter seiner Leitung erarbeitete der Chor ein sängerisch anspruchsvolles und epochenübergreifendes A-cappella-Konzertprogramm. Dabei spannte sich der Bogen vom Barock über die Romantik bis hin zu zeitgenössischen Stücken, die der künstlerische Leiter teils selbst arrangiert hat. Hier erwarteten die Zuhörenden auch spannende Brüche der Genres und die aktive Verneinung der fiktiven Grenze von sogenannter „E“- und „U“-Musik.

Pädagogisches Konzept und individuelle Förderung

Bezogen auf die pädagogische Arbeit verweise ich auf meinen Rückblick „2021 – 2023 | LandesJugendChor Rheinland-Pfalz“, in dem ich ausführlicher auf die verschiedenen Säulen des Förderkonzepts eingehe.
Während unserer Probenphase in Kaub erhielten die Sänger:innen neben der Probenarbeit Unterrichtseinheiten in klassischem Gesangsunterricht, Musiktheorie, Gehörbildung sowie Atem-, Sprech- und allgemeines Stimmtraining. Dabei bestand das Team aus insgesamt sechs Dozent:innen – vier Gesangslehrer:innen, einer Dozentin für Musiktheorie und Gehörbildung sowie einer Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin (Konzept Schlaffhorst-Andersen).
Als übergeordnetes „Workshop-Thema“ wurde für diese Arbeitsphase der Umgang mit der Stimmgabel ausgerufen. Die Sänger:innen nutzten dieses, in meinen Augen nach wie vor elementare Grundwerkzeug sowohl in der Gehörbildung als auch in den Chorproben selbst.
Hintergrund dieses Themas war, dass bedauerlicherweise immer weniger Chorist:innen, und selbst Chorleiter:innen, regelmäßig mit der Stimmgabel in der Hand zu beobachten sind. Stattdessen werden andere akustische Hilfsmittel oder schlicht das Handy genutzt. Im Hinblick auf eine musikalische Grundausbildung von jungen Chorist:innen halte ich aber gerade den Umgang mit diesem so schlichten wie effektiven Werkzeug für elementar wichtig.

Chorgemeinschaft

Der LandesJugendChor steht seit Anbeginn für ein absolut familiäres Miteinander innerhalb des Ensembles. Deswegen war es unglaublich schön zu sehen, wie in Kaub Sänger:innen aus allen vier Jahrzehnten zu einem großen Klangkörper zusammenwuchsen. Obgleich die Probenarbeit sehr intensiv und anstrengend war, wurde viel gelacht, in Erinnerungen geschwelgt und nicht nur musikalisch gefeiert. Beim traditionellen Bunten Abend konnte dabei auf der Bühne eine unglaubliche künstlerische Vielfalt bestaunt werden, bei der z.B. ein junger Nachwuchssänger (1. AP!) zusammen mit einer gestandenen Musical-Sängerin aus Willi Beckers Zeiten ein großartiges Duett präsentierte.
An dieser Stelle möchte ich auch meinen ausdrücklichen Dank an den Förderkreis des LJCs aussprechen, der die Getränke des Bunten Abends sponserte.
In der Erarbeitung des Programms profitierten die jungen Sänger:innen von der großen Expertise der „alten Hasen“. Aber auch umgekehrt konnten erfahrene Chorist:innen in meinen Augen (bzw. Ohren) von den jungen Stimmen sängerisch profitieren. So ermahnt die Notwendigkeit einer ausgewogenen Stimmmischung jede:n Einzelne:n immer auch, die eigenen Routinen zu hinterfragen, „ausgetretene sängerische Pfade“ mitunter zu verlassen und sich selbst zurückzunehmen.

Konzert

Das Konzert in St. Martin Engers war mit über 260 Zuhörer:innen äußerst gut besucht und das Programm kam beim Publikum ausgezeichnet an. Die „Rhein-Zeitung“ sprach von „A-cappella-Gesang auf höchstem Niveau“.
Nach dem Konzert ist der Chor noch einmal in die Jugendherberge nach Kaub gefahren, um als Ensemble das Jubiläum und das Konzert gemeinsam zu feiern.

Hannover, 07.06.23
Björn Rodday

Eckdaten des Projekts:
Zeitraum: 26. Mai bis 04. Juni 2023
Probenort: Jugendherberge Kaub
Konzert: 04. Juni 2023, 19.30 Uhr, St. Martin Engers
Künstlerische Leitung: Frank Schaab
Ein Kooperationsprojekt zwischen dem LandesJugendChor Rheinland-Pfalz und der Landesmusikakademie Rheinland-Pfalz

Alle Photos sind von Victor Beusch Foto- & Videograf

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